Interview Sarah George

Seit Ende August unterstützt Sarah das Team des Willy Brandt Centers als Freiwillige. Ein Jahr lang wird die gebürtige Berlinerin nun in Jerusalem neue Erfahrungen sammeln und die Arbeit im WBC mitgestalten können.  

Im Interview mit Sarah stellen wir unser neues Teammitglied vor:

Sarah, seit Ende August leistest du deinen Freiwilligendienst im WBC. Wie hast du die ersten Wochen erlebt?

Es war sehr intensiv und verrückt. Nach meinen ersten Tagen im WBC ging es direkt los mit der ersten Delegationsreise. In der Uni und in meinem politischem Umfeld war ich immer mit stark polarisierten Debatten konfrontiert. Jetzt versuche ich, das etwas abzulegen und offen für die Eindrücke und Menschen hier zu sein. Das bedeutet für mich erst mal ganz viel zuzuhören, Perspektiven anzuerkennen, zu lernen.

Was hat dich motiviert, dich für das WBC zu bewerben? Was begeistert dich an diesem Projekt?

Ich war selbst auf zwei Delegationsreisen mit dem WBC unterwegs und direkt begeistert von der Arbeit und der Idee des Zentrums. Ich glaube, dass das WBC sehr gute Möglichkeiten bietet einen umfassenden, progressiven und reflektierten Einblick in die Region zu bekommen. Zum einen gefällt mir der Ansatz der doppelten Solidarität, der einen Ort kreiert, in dem unterschiedlichste Narrative zusammenkommen. Aber auch die politische Ausrichtung des Projekts, die bei der Auseinandersetzung um den Konflikt und anderen Themen eine klare linke und progressive Ausrichtung verfolgt, versucht diskriminierungsfreie Diskurse zu etablieren und gezielt alternative, junge Menschen und Organisationen fördert. Zum anderen steht das WBC im engen Austausch und Zusammenarbeit mit den Partner*innen vor Ort und konzentriert sich darauf, lokale Inhalte und Perspektiven zu unterstützen.

Du bist bei den Jusos in Thüringen aktiv und bist dann auch auf eine Delegationsreise nach Israel und Palästina mit dem WBC gefahren. Wie kam es dazu und wie hat sie dich geprägt?

Meine erste Delegationsreise vor 2,5 Jahren hat vor allem meinen eignen Feminismus geprägt. Ich habe beide Male an der Frauen*delegation teilgenommen, dort haben wir gezielt Feministinnen getroffen und uns mit frauen*politischen Themen auseinandergesetzt. Das bedeutete vor allem, eurozentristische Perspektiven zu hinterfragen und einen Einblick in andere feministische Kämpfe zu bekommen. Beispielsweise sind die Armee oder Religion ein wichtiger Bestandteil der Sozialisation, welche stark patriarchal strukturiert sind. Dahingehend beschäftigen sich beispielsweise Women of the Wall damit, gleiche Rechte für Männer* und Frauen* an der Klagemauer zu erstreiten.

Was hast du sonst noch bei den Jusos gemacht?

Bei den Jusos habe ich mich hauptsächlich der Verbandsarbeit gewidmet. Im Landesvorstand habe ich die Reihe „Your Body is a Battleground“ aufgezogen, in der Veranstaltungen zu beispielsweise den Themen Reproduktions- und Carearbeit, feministischer Liebe™ oder Trans*sexualität stattfanden. Aber auch die FLIT*-selbstorganisierte Vernetzungs- und Bildungsarbeit war da ein Bestandteil.

Was verbindet dich über die Jusos hinaus mit dem Willy Brandt Center?

Vor meiner Jusoarbeit war ich im Jugendwerk der AWO aktiv, wo ich begonnen habe mich mit politischer Bildung, Pädagogik und selbstorganisierter Verbandsarbeit auseinanderzusetzen. Daneben habe ich ein Jahr in der Bildenden Kunst gearbeitet und war am Theater aktiv, wo ich vor einiger Zeit auch bei einem Theaterprojekt einer israelischen Regisseurin mitgewirkt habe. Das verbindet mich auf jeden Fall mit allen drei Projektstellen und ich freu mich darauf neben der Politik auch etwas über Bildungsarbeit und Kunst hier zu lernen. Darüber hinaus finde ich es generell wichtig in der politischen Arbeit nicht nur parteipolitische Perspektiven zu berücksichtigen, sondern eben beispielsweise auch Kunst als politisches Ausdrucksmittel zu fördern.  

Worauf freust du dich im kommenden Jahr am meisten?

Ich bin allgemein kein Fan von Superlativen. Ich freu mich auf`s Lernen, Hummus, Diskussionen, spannende Leute kennenlernen, neue Sprachen und auf schöne Aussichten von den Dächern dieser Stadt.